Ein Containerhafen am Mittellandkanal?
Der Landkreis Osnabrück und die drei Gemeinden Ostercappeln, Bohmte und Bad Essen planen den Bau eines Containerhafens im Bohmter Ortsteil Stirpe-Oelingen. Dazu haben sie eine Investitions- und Entwicklungsgesellschaft gegründet, die „Hafen-Wittlager-Land-GmbH“ (HWL). Über die HWL soll der Bau des Containerhafens finanziert werden. Sie kauft die Flächen, kassiert Subventionen und baut die Anlagen, die dann über einen Pächter betrieben werden sollen.
Mit einem Containerhafen, so der Plan, könne man teilhaben an dem aufstrebenden Wirtschaftssektor des Containertransports, der in den vergangen Jahren stete Steigerungsraten vorweisen konnte. Es habe eine Befragung unter regionalen Unternehmen gegeben, woraus sich eine Bereitschaft zur Nutzung des Hafens ableiten lasse (leider wird die Befragung unter Verschluss gehalten– immerhin wissen wir: 29 Firmen wurden angeschrieben, 12 habengeantwortet– [Quelle, S. 13]). Man hoffe zudem, dass sich „hafenaffines“ Gewerbe in der Nähe ansiedeln werde und man erwarte Arbeitsplätze, sprudelnde Steuereinnahmen und Wohlstand für alle.
Allerdings gibt es da ein paar Haken …
… die wir auf den folgenden Seiten aufzeigen wollen. So ist die schöne Vorstellung, „wirtschaftliche Prosperität“ mittels eines Containerhafens in die Region zu holen (die im Übrigen wirtschaftlich nicht unbedingt notleidet), mit ein paar handfesten Problemen verknüpft. Wie so oft, verträgt sich die Planung nicht so gut mit der Realität.
Die größte Haken bei dieser Planung sind die Brücken über den Kanälen,die für den Containertransport zu niedrig sind. Um das zu verstehen, hilft ein Blick auf die Entstehungsgeschichte des Kanalnetzes und auf die tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten.
Ein weiteres Problem ist der geplante Standort in Stirpe-Oelingen. Die Planung plant ihren Hafen direkt neben einen bereits bestehenden Hafen.Ob der Kuchen des Warenumschlags in Bohmte groß genug ist, um ihn gleich an zwei Häfen zu verteilen, ist mehr als fraglich. Vor allem, wenn man auch mal über den Tellerrand schaut und die Aktivitäten anderer Binnenhäfen betrachtet.
[Inzwischen hat sich die Situation geändert, die HWL-GmbH hat den Nachbar-Hafen ganz einfach aufgekauft. Es verbleiben aber immer noch 11 Häfen in der Region zwischen Bramsche und Bad Essen. EinExpertengutachten zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Binnenhäfen widerspricht dem geplanten Standort in nahezu allen Bereichen.]
Dann gibt es noch das Problem, das wir mal vorsichtig formuliert das der Selbstüberschätzung nennen wollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die von der HWL prognostizierten wirtschaftlichen Ziele auch tatsächlich erreicht werden können, halten wir für ausgeschlossen. Wir müssen das leider genau so formulieren: Die von der HWL vorgelegten Prognosen sind auch bei wohl- wollender Betrachtung nicht zu erreichen. Vollkommen unmöglich.
Und dann haben wir noch die Vorgeschichte. Der geplante Containerhafen war nicht immer ein Containerhafen. Eine Zeitlang war er ein Güterverteil-zentrum und danach ein großer Industriehafen mit entsprechend großen Industrieansiedlungen.
All diese Haken und Probleme zeigen ein Dilemma auf:
Der geplante Containerhafen kann nicht funktionieren.
Trotzdem halten die Verantwortlichen an der Planung fest.
Was soll denn das?
Die Betrachtung der Planungs-Vorgeschichte führt uns dann zu einem möglichen Lösungsansatz, den wir sogar für einen sehr wahrscheinlichen Ansatz halten:
Es geht gar nicht um einen Containerhafen.
Aha???