Bericht vom Empfang des Fluchtschiffs in Bramsche

Hier ist ein kurzer Bericht von Barbara Brosch ( Frauenreisen aus dem Kloster Malgarten, www.kanu-wandern-frauengeschichte.de ) vom Empfang des Fluchtschiffs in Bramsche. Von ihr sind auch die Fotos. Vielen Dank.

Um 13 Uhr trafen wir uns im Hafen Bramsche, um mit vier Kanus (von mir:Barbara Brosch – FrauenReisen, aus dem Kloster Malgarten) dem „Fluchtschiff“ entgegen zu paddeln. (Leider war das angekündigte Fahrgastschiff Lyra nicht gekommen, so daß alle anderen Menschen am Hafen warten mußten. Sehr, sehr schade!!!) Nachdem ich eine allemit „Kanu-Röcken“ gegen den zu erwartenden Regen und Schwimmwesten für das Paddelabenteuer ausstaffiert hatte, ging es los.1 Die meisten von uns waren zum ersten Mal in einem Kanu unterwegs. Trotz Wind und Wellen kamen wir gut voran. Große Freude, als wir die beiden Flöße am Horizont sichteten. P1000380Wir ließen uns vom Fluchtschiff „retten“ und zurück in den Bramscher Hafen schleppen – der plötzliche heftige Regenschauer hat bei all der Aufregung gar nicht gestört. 3Dort gab es einen sehr schönen Empfang mit Brot und Salz von der BIKU, Bramscher Initiative für das Miteinander der Kulturen e.V. Alle MitpaddlerInnen und Annette Specht trafen sich vor dem Transparent der Biku zu einem gemeinsamen Foto. 4 Später kamen noch mehr Frauen von women in exile, die während des parallel stattfindenden Kinderprogramms im Lager Hesepe Kontakt mit dort wohnenden Frauen aufgenommen hatten und wir fuhren mit ihren beiden Kleinbussen zu uns ins Kloster Malgarten. Dort hatten wir zu dritt (Barbara und Claudia Lohrmann von den „beginen in malgarten“ und Mechtildis Köder von manu-creantes, Filzkunst) Zimmer und eine leere Wohnung zum Übernachten vorbereitet. Da alle Hunger hatten und kalt waren, kochten wir gleich heißen Tee und Kaffee und zwei große Töpfe Gemüse und Kartoffeln aus unserem Beginengarten. 5Wir lernten u.a. Betty (Elisabeth Ngari) und Do (Dorothea Lindenberg) kennen, die seit Mitte Juli das Fluchtschiff begleiten und ließenuns von ihnen erzählen, wie so eine große Aktion organisiert ist. Irgendwie funktioniert alles – beeindruckend. Sehr viele helfen mit, es gibt die Band Strom und Wasser von Heinz Ratz und die Crew vom Fluchtschiff, dann noch Menschen, die nachmittags zu einem Kinderprogramm in die Lager und Heime fahren und die Frauen von „women in exile and friends“, die vor allem den Kontakt zu den Flüchtlingsfrauen suchen und noch ein Auto, das von zwei Männern und einer Frau gefahren wird, die für die Verpflegung sorgen. Mir ist aufgefallen, daß sich viele junge Frauen in dieser Aktion engagieren, aber auch immer wieder einige Flüchtlingsfrauen und Kinder (zeitweise) mitreisen, entweder auf den beiden Flößen oder den Begleitfahrzeugen. Abends waren wir dann auf dem OpenAirKonzert in Bramsche. 67Es war eine super Stimmung, obwohl wegen des kühlen und regnerischen Wetters sicher ansonsten noch mehr BramscherInnen gekommen wären. Beeindruckt haben mich besonders die beiden afrikanischen Frauen, die wunderschön gesungen haben. Vielen Dank! Eine der beiden – FatumaMusa – 9hat eine flammende Rede gehalten: no borders! Weitere Infos kamen von Heinz Ratz und Betty Ngari und Sarah aus Damaskus berichtete aus dem Lager Hesepe. http://www.refugee-women-tour.net/this-is-a-feminist-thing/ Spontan hat eine Mitpaddlerin fast 200 € für die Flüchlingsfrauen gesammelt. Im Lager Hesepe sind zur Zeit ganz viele Flüchtlinge aus Syrien und die Women in Exile haben 16 Frauen mit ihrenBussen zum Konzert abgeholt. Betty und Do haben mir erzählt, dass noch aus keinem Lager so viele Frauen zum Konzert gekommen sind und daß alle einige Tage mitreisen wollten. Am Stand von „women in exile“ knubbelten sich die Frauen, um sich über die Risiken einer Mitreise aufklären zu lassen. Auf dem Rückweg ins Lager haben alle gesungen, sehr bewegend. Gegen späteren Abend haben sich viele unserer Gäste bei uns im Kloster noch gemütlich zusammengesetzt, Tee und Wein getrunken und sind irgendwann müde schlafen gegangen. Am Morgen wurden einige nach dem gemeinsamen Frühstück (warmes BeginenMüsli und aufgewärmte Brötchen von der Bramscher Bäckerei Justus) zu den Flößen gefahren, die schon früh um 8 Uhr aufgebrochen waren, um die Strecke bis Minden zu bewältigen. Mechtildis und ich haben die Gelegenheit genutzt, mit Betty zum Lager zu fahren. Dort erwartete uns (die allein geflohene) Sarah aus Damaskus, die ihren Vorsatz zur Mitreise ernst gemacht hat. Viel Freude und Power! Alle anderen Frauen hatten doch zu viele Bedenken, ihre Kinder bei den Ehemännern zu lassen und Probleme mit denVorschriften zu bekommen. Aber ich denke, daß sie sich sicher sehr auf den Bericht von Sarah freuen werden. Ich bin sehr, sehr dankbar, daß ich dabei sein konnte. Viele Kontakte zu engagierten Menschen konnte ich knüpfen. Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht, in so viele leuchtende Augen zu schauen. Und ich habe zum ersten Mal vor Ort mithelfen können, daß sich flüchtende Frauen nicht völlig allein gelassen fühlen. Und ich war das erstemal im Lager Hesepe, genauer vor dem Lager, denn der wachhabende Mann an der Schranke klärte uns darüber auf, daß wir nicht einfach so ins Lager können: wir müssen jemand kennen, um einen Besuch machen zu dürfen (unter Abgabe unseres Personalausweises) oder bei der LAB – Landesaufnahmebehörde einen Besichtigungstermin beantragen… Er war sichtlich in Erklärungsnotständen. Wir werden uns wiedersehen. Göttin sei Dank haben wir mit Sarah Telefonnummern ausgetauscht. Seid alle herzlich gegrüßt von Barbara Brosch http://www.kanu-wandern-frauengeschichte.de/main/

PS: Noch ein persönlicher Eindruck: Mir ist im Vorfeld schon aufgefallen, wie schnell Frauen und ihre Aktivitäten in der Öffentlichkeit unsichtbar sind. Die Ankündigung in Osnabrück im Haus der Jugend lud zu einem Konzert von und mit Flüchtlingen ein, kein Wort dazu, daß es sich speziell um eine Aktion von Heinz Ratz für FlüchlingsFRAUEN handelte. Kein böser Wille, Frauen sind halt mitgemeint und sind schon wieder unsichtbar… Mir ist es auch passiert, daß ich in meiner Einladungsmail die Homepage der Flüchtlingsfrauen „vergessen“ habe -ich habe einfach aus den Infos nicht wahrnehmen können, daß sie eine eigenständige Organisation sind mit eigener homepage. Und daß mir, wo ich doch für diese Problematik sehr sensibilisiert bin. Was ich jetzt erlebt habe: die Frauen setzen einen anderen Schwerpunkt als Heinz Ratz. Heinz ist Musiker und Öffentlichkeitsarbeit ist sein Metier, während die Frauen mehr Wert auf die persönliche Begegnung mit den Frauen in den „Lagern“ und „Heimen“ legen. Frau (und mann) kann halt nicht gleichzeitig in allen Töpfen rühren – aber wunderbar, daß jede und jeder das macht, was sie und er am wichtigsten findet. Ich finde es auch sehr bewegend, daß sich hier die Männer für Frauenbelange einsetzen. Vielen Dank.

Hier noch mal die Frauenseiten mit dem Blog über die Fluchtschiff-tour: http://www.refugee-women-tour.net/ http://women-in-exile.net/

Porträt der Frauenflüchtlings-Gruppe women in exile: https://www.taz.de/Women-in-Exile/!140673/

Und hier die Berichte in der Bramscher Zeitung: http://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/499831/mit-dem-floss-in-bramsche-eingetroffen

Inzwischen habe ich auch den link zur Sendung im regionalen Fernsehen os1tv gefunden.
In der Nachrichtensendung vom 20.8. ist es der zweite Beitrag, von Sonja Vortmann. Vielen Dank!
http://www.os1.tv/Video/46403025001/?bctid=3740315555001