20.1.2024
Vor einigen Wochen beschloss der Stadtrat Osnabrück schmerzhafte Kürzungen im Stadtbusnetz. Es dauerte etwas bis sich schließlich die Initiative „pro Stadtbus“ gründete. Aber sie ist da und kämpft nun umso energischer für einen guten ÖPNV in unserer Region Osnabrück. In den vergangenen Wochen erarbeiteten die Menschen hinter der Stadtbus-Initiative eine Petition und eine PM, die in den kommenden Tag in der NOZ erscheinen soll. In der Initiative haben sich Fahrgastbeiräte, Fahrradaktivist*innen, Vertreter*innen von Interessengruppen des ÖPNV und betroffene Bürger*innen in Hörne, Atter und Schinkel/Dodesheide/Sonnenhügel zusammengefunden.
Die Initiative freut sich über und bedankt sich für die Unterstützung beim Unterzeichnen und Verbreiten der Petition.
Mehr Hintergründe und Informationen sind in der Begründung der Petition hinterlegt.
Offener Brief
an die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat der Stadtwerke Osnabrück
Frau Heike Langanke
Frau Annette Meyer zu Strohen
Frau Katharina Pötter
Herrn Volker Bajus
Herrn Dr. E. h. Fritz Brickwedde
Herrn Uwe Görtemöller
Herrn Oberbürgermeister Wolfgang Griesert
Herrn Frank Henning
Herrn Dr. Thomas Thiele
Herrn Stadtrat Thomas Filep
Geplante Tarifänderungen im Busverkehr
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie werden in der nächsten Aufsichtsratsitzung der Stadtwerke Osnabrück AG voraussichtlich über eine neue Tarifstruktur im Busverkehr beraten.
Wir als Vertreter verschiedener Initiativen und/oder Mitglieder im Fahrgastbeirat möchten Sie dringend bitten, eine solche Änderung nicht zu verabschieden, ohne dass sie vorher sorgfältig in der Öffentlichkeit und im Fahrgastbeirat diskutiert wurde. Die geplanten Änderungen – soweit sie uns bisher bekannt geworden sind – stellen nicht nur eine Verschlechterung des bisherigen Angebots dar. Vielmehr sind ganz offensichtlich auch solche Änderungen nicht vorgesehen, die seit Jahren von verschiedenen Seiten zur Optimierung des Tarifangebots vorgetragen werden. Das wären zum Beispiel:
- Zeitkarten, die unabhängig von Kalendermonat oder Kalenderwoche gelten und damit eine höhere Flexibilität in der Nutzung anbieten.
- Kleingruppenkarten, die es in fast allen Verkehrverbünden schon seit Jahren gibt. Sie machen die Fahrt mit dem Bus in die Stadt für eine Familie günstiger als die Kosten für das Parkhaus.
- 3-Tage-Karten für Touristen und Besucher, die ohne eigenes Auto anreisen.
Folgende geplante Regelungen sind abzulehnen:
- Verteuerung des Einzelfahrscheins. Auch wenn er nur wenig nachgefragt werden sollte: Er hat eine Signalfunktion für die Akzeptanz des Busverkehrs im Ganzen.
- Abschaffung des Citytickets. Das würde eine knappe Verdreifachung der Fahrscheinkosten für den Innenstadtbereich bedeuten.
- Aufgabe der Marke „Umweltabo“. Der Begriff ist seit Jahren eingeführt und bewährt. Er erklärt sich selbst und wirbt für die Nutzung des Busses.
Die Stadt Osnabrück hat sich in der Lokalen Agenda 21 zur nachhaltigen Stadtentwicklung verpflichtet. Innerhalb der Klimaschutzregion Osnabrück (Stadt und Landkreis Osnabrück, Kreis Steinfurt, Stadt Rheine) soll bis 2050 der CO2-Ausstoß um 95 Prozent reduziert werden. Der Verkehr trägt mit rund einem Drittel dazu bei. Die Klimaschutzziele werden nur erreicht werden können, wenn der Verkehrsmix zugunsten des Umweltverbundes (zu Fuß gehen, Radverkehr, Bus und Bahn) verändert wird. Eine unausgegorene Tarifpolitik verhindert das.
Der Fahrgastbeirat wurde mit dieser Angelegenheit bisher nicht befasst. Eine ernsthafte Beratung wäre in der nächsten Sitzung im November nicht mehr möglich, wenn die Tarifänderungen ab Neujahr gelten sollen. Ein Fahrgastbeirat (FGB), der seiner Funktion gerecht werden soll, muss so frühzeitig in den Planungsprozess einbezogen werden, dass seine Anregungen, Wünsche und Bedenken noch ernsthaft im Entwicklungs- und Entscheidungsprozess berücksichtigt werden können. Der FGB trifft zwar selbst keine Entscheidungen, aber die Alltagserfahrungen und die z. T. hohe Sachkunde seiner Mitglieder dürfen nicht geringgeachtet werden. Das aber geschieht genau dann, wenn Planungen bereits weit fortgeschritten oder so gut wie abgeschlossen sind und erst dann der FGB informiert wird.
Wir bitten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, darum sehr eindringlich, die geplanten Tarifänderungen auszusetzen, um in einem neuen Diskussionsprozess eine Tarifstruktur zu entwickeln, die ökologisch sinnvoll und eine möglichst hohe öffentliche Akzeptanz hat. Wenn neue Buskunden mit attraktiven Angeboten gewonnen werden, kann die Wirtschaftlichkeit des Busverkehrs gesteigert werden. Das bisherige Verfahren erreicht das Gegenteil und schadet der Entwicklung des ÖPNV.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Johannes Bartelt
(Initiative Haller Willem)
gez. Tobias Demircioglu
(Verkehrsclub Deutschland, Kreisverband Osnabrück)
gez. Lothar Kosch
(Initiative Haller Willem; Mitglied im Fahrgastbeirat)
gez. Michael Paul
(Mitarbeit in der Lokalen Agenda 21; Mitglied im Fahrgastbeirat)
gez. Thomas Polewsky
(Mitarbeit in der Lokalen Agenda 21 und im Klimabeirat; Mitglied im Fahrgastbeirat)
gez. Dr. Renate Vestner-Heise
(Osnabrücker Klimaallianz)
gez. Joachim Welsch
(Mitglied im Fahrgastbeirat)
Osnabrück, den 22. September 2016