Kategorie: Veranstaltung Volksgemeinschaft der Unfreien und Ungleichen


5. Juni 2018

"Volksgemeinschaft der Unfreien und Ungleichen" - Eine Ideologiekritik des Nationalismus

Vortrag von Thorsten Mense

Rechtspopulistische Parteien feiern enorme Wahlerfolge, die Mehrheit der Bevölkerung Großbritanniens will die EU verlassen, Katalonien will endlich auch als Nation anerkannt werden und überall in Europa werden wieder Grenzzäune und Mauern gebaut. Der Nationalismus ist zurück, heißt es allerorts. Aber war er je weg? Was ist Nationalismus überhaupt? Und was bringt die Menschen im globalisierten 21. Jahrhundert dazu, für ihre Nation zu arbeiten, zu sterben und vor allem: für sie zu töten?

Bis heute herrscht große Uneinigkeit bezüglich Nation und Nationalismus. Während im deutschsprachigen Raum «nationalistisch» mit rechtem Denken verbunden wird, gilt der Begriff in anderen Teilen der Welt als antiimperialistische Strategie emanzipatorischer Kämpfe. Aber im Nationalismus steckte von Beginn an beides: Der Wunsch nach Emanzipation ebenso wie Gewalt und Ausgrenzung. Nationalismus führte sowohl zur Befreiung als auch zu Massenmord, zur kollektiven Einforderung gleicher Rechte als auch zur Verweigerung derselben Rechte gegenüber Anderen. Eine Kritik muss jene Ambivalenz und Widersprüchlichkeit umfassen können.

In dem Vortrag wird Nationalismus als Ideologie in Zusammenhang mit Demokratie, Herrschaft und der kapitalistischen Moderne gesetzt. Es werden die ideologischen Funktionen von Nationalismus und nationaler Identität als Erklärungs- und Rechtfertigungsmuster der modernen gesellschaftlichen Verhältnisse aufgezeigt, um ihrer anhaltenden Wirkmächtigkeit auf die Spur zu kommen – und die Frage nach Gegenstrategien stellen zu können.

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Thorsten Mense ist Soziologe, freier Autor und Journalist, tätig u. a. für die Wochenzeitung Jungle World sowie das Monatsmagazin Konkret. 2016 erschien von ihm in der theorie.org-Reihe das Buch Kritik des Nationalismus. Er ist Mitglied des Forums für kritische Rechtsextremismusforschung (FKR) in Leipzig.

Dienstag, 5. Juni 18:00 - 21:00

Raum 11/212 (im Schloss)

Universität Osnabrück Schloß
Neuer Graben 29
Osnabrück, none 49074

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