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8. Februar 2022
TOD AUF DEM HOCHSITZ
- EIN ARBEITSLEBEN IN DEUTSCHLAND -
Deutschland 2009; 90 min.;
Regie, Buch: Michael Heuer; Kamera: Frank Burhenne; Kran-Operator: Michael Laufer; Musik: Jens Thomas; Produktion: Michael Heuer Film- und Fernsehproduktion Hannover
Förderung: nordmedia
Gast: Michael Heuer
Im Herbst 2007, als in der Banken- und Finanzkrise „Not leidende Banken“ um „Schutz-schirme“ betteln und marode Unternehmen von Milliardenhilfen profitieren, wandert ein arbeitsloser Handelsvertreter in die Berge. „Jetzt geht’s auf Hartz IV, aber nicht mit Peter Zschäpe“, so sein Credo. Dabei sollte sich Arbeit doch immer lohnen: am Standort Deutschland! Der 58-Jährige findet seinen Standort auf einem Hochsitz im Solling. Dort hungert er sich zu Tode: 24 Tage und Nächte im Herbst 2007.
Wie Willy Loman in Arthur Millers berühmtem Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden“ aus dem Jahre 1949, hat sich der einst erfolgreiche Verkaufsleiter Peter Zschäpe in der modernen Arbeitswelt nicht mehr zurechtgefunden.
Die Frührente lehnt der 58-Jährige genauso ab wie Hartz IV. Das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ist für ihn das Eingeständnis,
versagt zu haben.
„Die Rente ist sicher!“ und „Arbeit muss sich wieder lohnen!“: diesen locker dahergesagten Sprüchen deutscher Politiker ist der „Handlungsreisende“ des 21. Jahrhunderts auf den Leim gegangen.
Michael Heuer verzichtet in seinem Film auf Kommentartext. Er lässt Zschäpes Arbeitskollegen, Nachbarn und Weggefährten zu Wort kommen. Dazwischen Hektik, Hast, Horror – in der Agentur für Arbeit, auf Verbrauchermessen, auf der Autobahn. Die Musik von Jens Thomas verleiht dem Film eine zusätzliche Dimension. Summend, schnarchend, schreiend bittet die Stimme um Gehör. Ein Abgesang, ein Abschied.
Nach der Vorstellung gibt es ein Filmgespräch mit Regisseur Michael Heuer.
In Kooperation mit: Unabhängiges FilmFest Osnabrück/Osnabrücker FilmForum e.V.